Kulturschock und Karibikstrand in Tulum

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Dass nicht nur wir, sondern auch unser Navi mit der mexikanischen Straßenführung überfordert war, lernten wir in Tulum sehr schnell. Anstatt uns gemütlich über die Hauptstraße zu lotsen, versuchte es uns ständig durch schmale, heruntergekommene Seitenstraßen zu navigieren. Als Fußgänger kommt man kaum besser voran: Bürgersteige enden plötzlich, sind zugeparkt, sau eng, oder haben Löcher. Letztere so tief, dass man sich bei Unachtsamkeit wahrscheinlich das Bein brechen kann. Einige der tiefsten Stolperfallen unserer Reise haben wir für euch abfotografiert.

In Tulum deckten wir uns erstmal mit mexikanischem Bargeld (den Pesos), Wasser und Essen ein. Eine Geldwechselstube war schnell ausgemacht. Wir suchten die Best-Bewerteste und stießen damit auf ein halbwegs seriös anmutendes Unternehmen und einen angemessenen Wechselkurs. Wasser gab es im Supermarkt ums Eck. Fürs Erste besorgten wir uns ein paar große Flaschen, gingen aber danach schnell dazu über 10 Liter Gallonen zu kaufen, mit denen wir die Flaschen immer wieder auffüllten. Ein mehrmals tägliches Ritual, dass wir “Abfüllaktion” tauften.

Truthful Traveller Tip!
Kauf dir Wasser gleich in 10 Liter Gallonen und spar dir dank Mengenrabatt ein paar Euro.

Das Leitungswasser kann man in Mexiko nicht trinken – außer man riskiert gerne Durchfall. Essen fanden wir in einem einfachen Burrito-Lokal. Einzig der Preis überraschte uns hier. Der war auf dem selben Niveau wie in Europa. Wie man sich diese Preise als Einheimischer in einem Schwellenland leisten können soll, ist uns bis heute ein Rätsel geblieben.

Nachdem wir uns mit den essentiellen Dingen eingedeckt haben und gesättigt waren, stiegen wir wieder ins Auto und machten uns auf zu Tulum’s Karibikstrand. Endlich langersehnter Urlaub!

Dort angekommen muss man natürlich erstmal einen Parkplatz finden. Parkplätze sind in Europa oft eine langweilige Geschichte… man folgt der Beschilderung, kurvt etwas auf dem Parkplatz herum bis man eine Lücke findet, parkt ein und zieht gegebenenfalls ein Ticket. So langweilig läuft das ganze in Mexiko nicht ab.

Erstmal gibt es nicht “den offiziellen Parkplatz” für eine Attraktion, sondern oft gleich zehn konkurrierende private Parkplätze. Dann gibt es noch die Parkplatzeinweiser vor jedem dieser Parkplätze, die sich alle ein Aufmerksamkeitsduell liefern. Ein Schauspiel, wie man es sonst nur von Fahnenschwingern auf Mittelaltermärkten hierzulande kennt. Die meisten Touris lassen sich von den wilden Fahnenschwenkereien der Einweiser verführen und fahren auf einen der ersten Parkplätze und zahlen, ohne es zu wissen, mehr. Wir hatten uns glücklicherweise im Internet informiert und zahlten einen angemessenen Preis für einen der weniger stark beworbenen Parkplätze.

Truthful Traveller Tip!
Nie den ersten Parkplatz nehmen, dieser ist in der Regel der Teuerste! Und sich auch nicht von wild schreienden und mit Fahnen wedelnden Mexikanern in sehr viel überteuerte Parkplätze locken lassen!

Vom Parkplatz kämpft man sich dann erstmal durch unzählige Souvenirshops, die immer das exakt selbe Sortiment an Souveniren anbieten. Hat man sich da durchgekämpft, wartet das nächste Hindernis: Absperrbänder, Taschenkontrollen und Militär mit Maschinengewehren – aber erstmal brauchen wir ein Eintrittsbändchen, vermittelte man uns und schickte uns auf die Suche nach der Kasse hierfür. Eine deutschsprachige Beschilderung haben wir hier nicht erwartet; eine englischsprachige vielleicht; aber zumindest irgendeine Art von Beschilderung, wenn auch nur auf spanisch, wäre schon hilfreich gewesen. Nach etwas hin und her haben wir dann ein unscheinbares, abgelegenes Häuschen als Ticketverkauf identifiziert.

Der Eintrittspreis lag irgendwo zwischen 60 und 61 Pesos – den genauen Centbetrag haben wir nicht mehr im Kopf; die Kassiererinnen aber anscheinend auch nicht, denn je nachdem, wer hinter der Kasse sitzt, wird entweder auf- oder abgerundet. Dass man in Mexiko nicht jeden Cent umdreht und einfach an der Kasse auf den nächsten Peso rundet, sollte uns Deutschen vielleicht auch mal als Vorbild dienen.

Mit Bändchen zurück am Einlass wurden nun die Taschen von einigen Staatsangestellten auf Plastik kontrolliert. Plastik ist am Strand verboten, um Verschmutzung vorzubeugen. Ob es sich hierbei um ernstzunehmenden, löblichen Umweltschutz handelt, oder lediglich um green-washing um wieder irgendwelche EU-Fördergelder abzugreifen, können wir nicht genau sagen. Entwicklungshilfen hierfür fließen jedenfalls. Es blieb nicht das letzte Mal, dass wir auf unserer Reise über deutsches Steuergeld gestolpert sind. Dass unser Geld hier ganze Berufszweige zu finanzieren scheint, erklärt wahrscheinlich, warum die Mexikaner immer so überaus freundlich wurden, als wir uns als Deutsche identifizierten.

Truthful Traveler’s Tip!
Identifiziere dich als Deutscher und die Mexikaner sind dir wohlgesinnter!

Die Taschenkontrollen zum Strandzugang konnten wir übrigens leicht umgehen – sind alle Taschenkontrolleure gerade beschäftigt, stört es keinen der nebenstehenden, plaudernden Militärs wenn man einfach mit seinem Rucksack daran vorbeiläuft. Nicht dass wir dabei böse Absichten hatten – keiner entsorgt schließlich seinen Müll so vorbildhaft wie wir Deutschen!

Truthful Traveler’s Tip!
Pack dir ein paar Mehrwegflaschen für Mexiko ein. In vielen Naturparks sind Plastikflaschen verboten.

Nach der “Einlasskontrolle” dachten wir, wir hätten es geschafft, allerdings lag noch ca. 1km frisch gepflasterte, autofreie Fußgängerpromenade bis zum Strand vor uns – ausnahmsweise nicht von den immer-gleichen Souvenirverkaufsständen umsäumt. Ganz autofrei blieb es dann aber trotzdem nicht. Einige übergewichtige Touristen scheinen der Strecke bis zum Strand nicht gewappnet gewesen zu sein – stattdessen kutschierte man sie mit Golfcarts die Straße hinunter. Zwischendurch patrouillieren außerdem immer wieder motorisierte Militärjeeps mit aufgesetztem Maschinengewehr; ein nach 24h auf mexikanischem Boden bereits vertrauter Anblick.

Das alles war es allerdings wert. Der Strand, der uns begrüßte, war wahrlich bilderbuchhaft. Feinster weißer Sand, kein Seegras und keine Müllberge weit und breit. Kristallklares, blaues Wasser und einige große Wellen. Auch hielten sich nur eine Handvoll Badegäste hier auf und der Strand war unberührt vom Massentourismus. Es war unser erster und auch schönster Strand in Mexiko. Hier war er, der lang ersehnte Urlaub!

Am selben Abend verspeisten wir noch einige Einkäufe aus dem lokalen Supermarkt. Gerade die Käseauswahl dort ließ zu wünschen übrig, aber zumindest die Avocados hatten eine gute Qualität. Teilweise saßen wir dabei im Dunkeln, weil noch zweimal kurz der Strom ausfiel – kaum ein Wunder, bei der Kabelführung, die wir tagsüber noch an den Strommasten hängen sahen. Guter Dinge klang also unser erster voller Tag in Mexiko aus.

An unserem zweiten Tag in Tulum waren wir schon deutlich besser mit dem neuen Umfeld vertraut. Vormittags fuhren wir gemütlich zur Grand Cenote, einem Süßwasserloch in dem man mit Schildkröten schnorcheln konnte. Gleich ein weiteres Highlight auf unserer Route. Tatsächlich sind es zwei Wasserlöcher die mit einer gefluteten Höhle verbunden sind. In der Höhle leben auch Fledermäuse und Tropfsteine hängen von der Decke. Bei soviel Staunen kann man schon mal das Schwimmen vergessen, dachten sich die Mexikaner wahrscheinlich und gaben jedem Badegast eine verpflichtende Schwimmweste. Dass die Schwimmwesten nicht desinfiziert werden, sondern nach Gebrauch sofort an die nächsten weitergegeben werden entspricht vielleicht nicht den deutschen Hygienestandards, störte uns aber beide nicht, da wir keine Mimosen sind.

Nach diesem Erlebnis sahen wir uns gleich noch die örtlichen Maya Ruinen unweit des Strands an. Es waren weder die größten noch die schönsten, die wir auf unserer Reise sahen, aber die Kulisse des Atlantik machten sie trotzdem zu etwas Besonderem. 

Abschließend machten wir noch einen Abstecher zum gestrigen Strand und pflückten dabei noch eine Kokusnuss von einer Palme. Was hier kostenlos von der Palme fällt, kostet einen Kilometer vorher samt Strohhalm noch saftige 10€! Geknackt haben wir sie mit roher Gewalt auf einem Stein und wurden mit frischem Kokusfleisch belohnt.

Nach einem Höllenritt und einem ersten Kulturschock waren wir mit Tulum nun also endlich im karibischen Paradies angekommen! …zumindest für den Moment, denn das nächste Abenteuer wartete bereits. Das anstehende Totenfest sorgte für einen Fixpunkt in unserem Kalender und wir machten uns am vierten Tag unserer Reise auf dem Weg nach Merida.

Tag 5 – 7

Das Fest der Toten in Merida

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