YUCATAN ROADTRIP

Wir begannen unseren zweiten Tag in Cancun recht früh, um es bei Zeit auf die nahegelegene Fraueninsel zu schaffen. Wo die Fähre ablegt wussten wir ja bereits und so begann der Tag relativ entspannt. Nach einer unspektakulären Fährüberfahrt mit bestem Blick auf die Skyline der Hotelzone Cancuns wurden wir von einer kleinen, umtriebigen Insel mit touristischem Flair begrüßt.

Erster Stopp war ein kleines Cafe im Zentrum für ein ausgiebiges Frühstück. Zweiter Stopp das Postamt der Insel. Hier gab ich die Postkarten ab, die wir in Uxmal gekauft haben – ankommen sollten sie ungefähr fünf Wochen später in Deutschland. Dritter Stopp war der Strand. Wer Strand sucht, wird hier definitiv fündig. Weitläufige Sandstrände, Buchten und ein angenehmer Wellengang. Hier konnten wir nochmal Strandfeeling wie am Anfang unserer Reise auf Tulum genießen.


Eine Sehenswürdigkeit auf unserer Liste war der Punta Sur: das Südende der Insel mit seinen felsigen Steilküsten. Um dorthin zu gelangen, kauften wir uns zwei “Day-Tickets” beim Busfahrer. Oder sollte ich lieber sagen “Dey-Tickets”? Das “Day-Ticket” ist einfach ein Einzelfahrschein, bei dem der Busfahrer handschriftlich auf die Rückseite das Datum und den Hinweis “Dey-Pass” notiert…


Den Punta Sur können wir definitiv für einen Abstecher empfehlen: hübsche Steilküsten, auf denen sich haufenweise kleine und große Echsen tümmeln. Anna amüsierte sich bereits seit Tulum über meine Faszination mit den harmlosen, niedlichen Tierchen. Den Skulpturengarten am äußersten Punkt von Punta Sur schauten wir uns nicht mehr an. Ganze 100 Pesos pro Person für ein paar hässliche Statuen moderner Kunst?! Das gibt es auch in allerlei deutscher Großstadtparks umsonst! Wir hatten bereits begonnen unsere letzten Pesos zu budgetieren, um möglichst bei Null rauszukommen. Auch deshalb sparten wir uns den Eintritt lieber.


Von dort ging es mit dem Bus zurück bis zu den “Regenbogen Treppen” – wobei Regenbogen hier noch klassisch als “farbenfroh” zu interpretieren ist und noch nicht mit allerlei LGBT-Zeugs aufgeladen ist. Die bunten Treppen in einem einfachen Wohnabschnitt der Stadt sind auf einigen Travel-Guides empfohlen und machten dort einen sehr fotogenen Eindruck. In der Zwischenzeit haben die Treppen auch einen frischen Anstrich bekommen – nur dumm, dass dabei ein paar Farben aus dem Regenbogen verschwunden sind. Das ganze liegt wie gesagt mitten in einem trostlosen Wohnviertel. Das hätte man sich wahrlich sparen können, v.a. weil wir jetzt mitten im nirgendwo der Insel feststeckten.

Naja, nicht ganz nirgendwo. Von dort konnten wir fußläufig eine hübsche Parkanlage erreichen die sich entlang der Steilküste schlängelte. Hier spazierten wir eine Weile einsam vor uns hin, während auf der Straße neben uns die touristenbeladenen Strandbuggies vorbei schossen. Wir genossen den weiten Blick über das Meer, das Rauschen der Wellen und die vorbeihuschenden süßen Echsen – die meisten anderen Touristen rauschten mit ihren lauten, stinkenden Buggys zur nächsten Parkbucht, stiegen aus, machten ein paar Fotos und fuhren wieder weiter… etwas traurig, aber für uns dann doch ganz praktisch: Anna fand in der nächsten großen Parkbucht ein schwules Pärchen, das uns netterweise auf der Rücksitzbank zurück ins Stadtzentrum mitnahm. Einen letzten Strandbesuch und ein leckeres Essen später ging es dann wieder zurück nach Cancun mit der Fähre.

Dort wartete noch ein abschließendes, kleines Highlight auf uns. Im Preis der Fährtickets war auch eine Fahrt mit einem Aussichtsturm inbegriffen! Von dort oben hatten wir noch einen letzten, weiten Blick auf Dschungel, Meer und Mexiko, bevor wir ins Hotel zurückkehrten.

An der Hotelbar gönnten wir uns noch unsere letzten Drinks und, aus Mangel an ansprechenden Alternativen, eine Pizza. Leider servierten sie uns eine amerikanische, keine italienische Pizza, aber dafür gabs ein Fläschchen Maggie. Der fette Käse, der dicke amerikanische Teig und die salzige deutsche Maggie sorgten zumindest für ein deftiges Erlebnis, wenn auch nicht kulinarisch hochwertig.
Den Rest des Abend verbrachten wir damit einige Videos unserer neuen Lieblingsvloggerin zu schauen. Der Algorithmus hatte uns auf dem Handy ein paar Canun Reisevideos einer Amerikanerin vorgeschlagen, die uns immer wieder unbeabsichtigt zum Lachen brachten. Hier lernten wir, was Cancun Urlaub für die meisten Touristen bedeutet und wir lernten v.a. dass wir angeblich alles falsch gemacht hatten, was wir hätten falsch machen können. Ihre Tipps reichten von offensichtlichen Dingen wie “trage Sonnencreme gegen die UV Strahlung”, über Bonzen-Tipps wie “nehme dir lieber einen Privatchauffeur statt Öffis” bis hin zu ängstlichem “verlasse niemals deine Hotelanlage in Mexiko” Tipps. Sie würde nur Direktflüge buchen und den ganzen Urlaub im All-Inclusive Hotel verbringen. Praktischerweise kann man dort alles mit Dollar bezahlen – Geld wechseln und Währungsrechnerei ist ihr nämlich eh zu kompliziert. Dass dort jeder Englisch spricht kommt ihr auch sehr gelegen. Bester Tipp: “überfresse dich nicht am Buffett!”. Das sei ihr schonmal passiert und das hat ihr gar nicht gut bekommen!
Dass das ganze vollkommen unironisch und ernst für eine amerikanische Zielgruppe als Travel-Guide dienen soll, konnten wir kaum glauben! Aber an Klicks scheint es ihr nicht zu mangeln… Armutszeugnis für die amerikanische Mentalität, aber umso belustigender für uns Europäer!

Tag 25 – 26