YUCATAN ROADTRIP

Mit Campeche im Rückspiegel ging es weiter nach Xpujil. Mitten im Hinterland und fernab des Tourismus dient Xpujil nur als Übernachtungsgelegenheit um die lange Fahrt nach Bacalar aufzubrechen. Auch ist es ein Top Ausgangspunkt um die abgelegenen Maya-Pyramiden von Calakmul zu besichtigen. Es soll ein atemberaubendes Gefühl sein auf der Spitze der Pyramide über den endlosen, unberührten Dschungel zu blicken. Das Erlebnis steht für den nächsten Tag auch auf unserer Liste und würde nochmal einen insgesamt fünfstündigen Umweg kosten. Da uns die Fahrerei durch Mexiko allerdings bisher schon zu viele Nerven gekostet hat, fragten wir uns, ob wir uns Calakmul nicht doch lieber sparen sollten.
Erstmal galt es allerdings Xpujil zu erreichen. Unsere Fahrt begann recht langsam, da wir erstmal eine halbe Stunde durch eine mexikanische Baustelle krochen. Das ging unserem Navi wohl zu langsam und es berechnete kurzerhand eine neue Route – die ging aber erstmal in die andere Richtung, und so krochen wir wieder eine halbe Stunden in die andere Richtung durch die Baustelle zurück. Endlich wieder auf Kurs schlängelte sich die Straße entlang des Golfs und bot einige beeindruckende Ausblicke. Dabei sparten wir uns die teure Mautstraße und nahmen lieber einige Kilometer mehr in Kauf. Schlaglochpisten waren wir schließlich inzwischen gewohnt und Zeit hatten wir heute auch.
Dummerweise mündete unsere Küstenstraße irgendwann auch wieder auf die Mautstraße. Da wir diese jetzt so lange umfahren haben, wollten wir für die letzten Kilometer vor unserer Ausfahrt nicht noch zahlen und ließen uns wieder eine neue, mautfreie Route berechnen…
Und die hatte es in sich. Der einzige Weg die Mautstraße zu umfahren ging vorbei an Rinderherden und Maisfeldern, über schlimmste Feldwege hinweg. Bis wir realisierten wie waaghalsig das Ganze war, waren wir schon zu tief drin um umzukehren. Es ist schwer in Worte zu fassen wie angespannt die Nerven in diesen Minuten waren. Aus dem Feldweg ragten immer wieder spitze Steine und die Fahrbahn gleich in ihrer Oberflächenbeschaffenheit einer Mondlandschaft.

Gedanklich sahen wir uns schon mit aufgeschlitzten Reifen, gebrochener Achse oder ausgelaufenem Tank im abgelegensten mexikanischen Hinterland hilflos stranden. Da man in solchen Ecken natürlich keinen Empfang hat, müsste man wahrscheinlich einige Kilometer ins nächste Dorf spazieren, in der Hoffnung Hilfe zu bekommen. Da die Vorstellung des ganzen absolut angsteinflößend war, dachten wir lieber nicht länger darüber nach.
Truthful Traveler’s Tip!
Sei kein Schwabe, wie wir – nimm, wenn möglich, immer die Mautstraßen!
Die vereinzelten Einheimischen, die uns auf ihren Mofas entgegenkamen, hatten zurecht einen verdutzten Blick im Gesicht. Um das ganze Offroad-Abenteuer noch abzurunden, fuhren wir noch an einer bestial stinkenden Müllhalde vorbei, an der sich gerade Geier bereicherten… Viva la Mexico! Als wir wieder Asphalt unter den Reifen hatten, lagen immer noch etwa vier Stunden Fahrt vor uns.

Einige Dinge sind an solchen Fahrt-Tagen ständige Begleiter in Mexiko. Jedes noch so kleine Dorf hat zum Beispiel einen bunten, stolzen Schriftzug.



Wie Kühe in Indien, liegen immer wieder Hunde mitten auf der Straße und lassen sich vom abgehaltenen Verkehr nicht aus der Ruhe bringen. Vor jeder Baustelle stehen teilweise ein halbes Dutzend Fahnenschwenker, die die Rolle einer deutschen Baustellenampel erfüllen. Und damit man als Fahrer bei der Fahrt nicht wegpennt gibt es außerdem alle paar Kilometer wieder eine Bodenwelle – spätestens wenn man mit voller Geschwindigkeit über eine brettert, wird man aus dem Autopilot aufgeweckt. Ein gemütliches Cruisen wie auf einer deutschen Autobahn gibt es hier nicht. Man braucht ehr die Konzentration eines Rennfahres beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans.

Einzig ungewöhnlich an unserer Weiterfahrt nach Xpujil waren die perfekt quadratischen Schlaglöcher. Wir kannten bisher nur Runde, natürliche Krater. Auf einigen Streckenabschnitten hier sahen sie aber fast wie ausgeschnitten aus! Das veranlasste uns natürlich dazu ein paar wilde Verschwörungstheorien zu stricken… ob die Einheimischen hier Nachts Löcher in die Straße fräsen um den Verkehr zu beruhigen? Ist das das mexikanische Äquivalent zu deutschen Vorstädtern, die überall um ihre Bleibe herum verkehrsberuhigte Bereiche fordern, aber anderswo gerne rasen?
Truthful Traveler’s Tip! (für den etwas größeren Geldbeutel)
Am besten reist man durch Campeche in einem schweren, kettenbetriebenen Panzerwagen!
Noch bevor wir eine plausible Erklärung für die quadratischen Schlaglöcher hatten, erreichten wir Xpujil.

Tag 9 – 10